Die gesundheitspolitische Debatte muss sich an den Chancen und Potentialen der Komplementärmedizin und integrativen Medizin orientieren. Erst der Erhalt und die Förderung der Vielfalt an Verfahren und Arzneimitteln der Komplementärmedizin ermöglichen es, alle vorhandenen Potentiale auszuschöpfen und den heutigen und zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen wirksam zu begegnen.
Die Zukunft gehört der integrativen Medizin. Dafür müssen heute die Weichen gestellt werden!
Aufbau öffentlicher Forschungsprogramme für die Komplementärmedizin
Längst ist die Komplementärmedizin wissenschaftsaffin. Das zum Teil Jahrhunderte alte Erfahrungswissen steht noch am Beginn einer systematischen wissenschaftlichen Aufarbeitung. Es mangelt jedoch an ausreichenden Forschungsmitteln, um bewährtes Erfahrungswissen zu validieren. Nur so lassen sich die Möglichkeiten, aber auch Grenzen der einzelnen Verfahren und Therapien ausreichend wissenschaftlich evaluieren.
Einbeziehung der Komplementärmedizin in thematische Forschungsschwerpunkte
Bisherige größere Studien, finanziert häufig durch private Geldgeber, haben nicht nur die Wirksamkeit vieler Therapien gezeigt, sondern teilweise auch die Überlegenheit gegenüber der konventionellen Vergleichstherapie. Wir fordern deshalb die stärkere Einbeziehung der Komplementärmedizin in thematische Forschungsschwerpunkte (z.B. Prävention, Antibiotikaresistenz, chronische Erkrankungen, Lebensqualität von Tumorpatienten, Palliativmedizin). Nur so lassen sich die Potentiale der entsprechenden Therapiemethoden zum Nutzen aller Patienten einsetzen.
Wer mehr Studien in der Komplementärmedizin fordert, muss öffentliche Forschungsmittel bereitstellen!
Grundlagenausbildung bereits im Medizinstudium
Die Entwicklung einer Integrativen Medizin erfordert eine rationale und reflektierte Anwendung verschiedener komplementärmedizinischer Verfahren in Ergänzung zur Schulmedizin. Derzeit findet die komplementärmedizinische Ausbildung erst im Anschluss an das Medizinstudium und eine abgeschlossene Facharztausbildung statt. Um die Verfahren der Komplementärmedizin im Gesundheitswesen sinnvoll zu verankern und eine Integrative Medizin zu befördern, bedarf es daher einer Grundlagenausbildung bereits im Medizinstudium.
Einrichtung regulärer Lehrstühle
Es gibt in Deutschland 36 staatliche medizinische Fakultäten, jedoch nur zehn Stiftungsprofessuren im Bereich Komplementärmedizin. Das bedeutet, dass die Lehrkapazitäten für die Vermittlung von Grundlagen zu komplementärmedizinischen Verfahren bei weitem nicht ausreichen.
Die Hufelandgesellschaft setzt sich deshalb für die Einrichtung regulärer, öffentlich geförderter Lehrstühle zur akademischen Verankerung der Komplementärmedizin in den verschiedenen medizinischen Fachbereichen ein. Professuren ermöglichen zum einen kontinuierliche Forschung für die Komplementärmedizin, um anderen ist so eine umfassende Integration der Inhalte ins Medizinstudium möglich.
Ausbau der Nachwuchsförderung
Zudem ist die Hufelandgesellschaft davon überzeugt, dass Deutschland gerade im Bereich des akademischen Nachwuchses ein enormes Potenzial besitzt. Deshalb fordert und unterstützt sie die Einrichtung nachhaltiger Strukturen für die Nachwuchsförderung (Graduiertenkollegs, Juniorprofessuren) in der Komplementärmedizin.
Komplementärmedizinische Leistungen, die im Sinn der Integrativen Medizin von Ärzten erbracht und eingesetzt werden, ergänzen die konventionelle Medizin nebenwirkungsarm und kostengünstig.
Im ambulanten Bereich versorgen ca. 60.000 entsprechend weitergebildete Haus- und Fachärzte Patient*innen im Sinne einer verantwortungsvollen Integrativen Medizin. Anders sieht es im stationären Bereich aus. Nur in weniger als einem (!) Prozent der Betten kann eine komplementärmedizinische Versorgung erfolgen. Die Nachfrage der Bevölkerung ist damit bei weitem nicht zu decken.
Es bedarf einer gezielten politischen Förderung, um im Bereich der stationären Versorgung eine Integrative Medizin zu entwickeln.
Dazu sollte gesetzlich festgelegt werden, dass mindestens zehn Prozent der Mittel des Innovationsfonds für Projekte mit komplementärmedizinischem Fokus aufgewendet werden müssen